Flickenteppich mit Brandl?chern

Abendblatt:

Dennoch wollen Bund und L?nder aufs Tempo dr?cken: Bis zum M?rz soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe Wege f?r ein einheitliches Vorgehen finden. Darauf verst?ndigten sich gestern die Ministerpr?sidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Ziel sei eine „m?glichst einvernehmliche L?sung von Bund und L?ndern“, sagte Niedersachsens Ministerpr?sident Christian Wulff (CDU).

Also wird wieder mal als Minimall?sung der kleinste gemeinsame Nenner dabei rauskommen und als weiteres strahlendes Musterbeispiel f?r die gl?nzenden Vorteile des F?deralismus dienen d?rfen.

Kippe an?

Spiegel Online:

„Demn?chst wird irgendein Politiker auf die Idee kommen, den Konsum von Alkohol mit R?cksicht auf die Passivtrinker zu verbieten“, sagt B?hler und z?ndet sich eine Zigarette an.

Wenn es denn sowas wie Passivtrinker g?be.

Er wei?, dass die Analogie nicht ganz stimmt, aber darauf kommt es nicht an.

Doch! Ganz genau darauf kommt es an. Es sei denn, das neue mittelfristige PR-Ziel lautet, auf breiter Front die bis jetzt nur dummen Ausreden durch v?llig bescheuerte Ausreden zu ersetzen.

„Es geht um ein St?ck Freiheit f?r alle.“

Nun ja, fast alle. Hm, eigentlich deutlich weniger als alle. Also ganz genaugenommen nur 31%. Also weniger als ein Drittel.

Wieder einer, der es nicht, aber auch gar nicht verstanden hat.

Rechen?bung

S?ddeutsche:

Bisher existiert lediglich eine freiwillige Selbstverpflichtung des deutschen Hotel- und Gastst?ttenverbandes (DeHoGa). Darin verpflichtet sich der Dehoga, bis zum M?rz 2007 in mindestens 60 Prozent aller Speisebetriebe mindestens 40 Prozent der Pl?tze f?r Nichtraucher bereitzuhalten.

Na, wer kann denn noch Prozentrechnung?

Es gibt 245000 Gastst?ttenbetriebe, davon sind 80000 Dehoga-Mitglied, das sind ca. 30%. Der Anteil von Speisegastst?tten am Gastgewerbe betr?gt typischerweise ca. 50%. Die Ank?ndigung bezieht sich also auf 30% von 40% von 60% von 50% der Gastronomie. Das sind 3,6% im echten Leben.

Drei Komma Sechs Prozent.

Bis M?rz 2008 sollen 90 Prozent der Betriebe die H?lfte ihrer Pl?tze zur Verf?gung stellen.

Also 30% von 50% von 90% von 50% der Gastronomie. Das sind dann immerhin schon 6,75%.

Sechs Komma Sieben F?nf.

Und wohlgemerkt, 50% Nichtraucherpl?tze nach Dehoga-Verst?ndnis bedeutet, da? in der einen Lokalh?lfte Aschenbecher auf dem Tisch stehen und in der anderen kleine Rauchverbotsschildchen, nicht etwa, da? die Bereiche getrennt sind.

Reife Leistung!

Nachtrag: Ich verga? zu erw?hnen, da? das alles nur f?r L?den ab 75 m? gilt, also von den ohnehin mickrigen Zahlen auch nur ein Bruchteil.

Die Firma spricht.

taz:

Ein Firmensprecher von Reemtsma sagte der Nachrichtenagentur dpa, in Irland seien seit Einf?hrung der Regelung 7.500 Arbeitspl?tze verloren gegangen und die Ums?tze in der Gastronomie um 16 Prozent zur?ckgegangen. Dagegen teilte das Deutsche Krebsforschungszentrum unter Berufung auf das zentrale statistische Amt Irlands mit, die Besch?ftigtenzahl sei von Juni/August 2004 bis M?rz/Mai 2006 von 110.200 auf 119.400 Besch?ftigte gestiegen. Rund 2.000 Arbeitspl?tze seien seit der Einf?hrung der rauchfreien Gastronomie neu geschaffen worden.

Und was hat schon das zentrale statistische Amt Irlands f?r eine Bedeutung, da? es gegen eine Presseerkl?rung der deutschen Reemtsma-Niederlassung ank?me? Wo doch der Firmensprecher sicherlich extra nochmal beim Vorstand nachgefragt hat.

Kippe aus!

Abendblatt:

Gastronomie und FDP sehen bei einem gesetzlichen Rauchverbot in Gastst?tten Arbeitspl?tze in Gefahr. „Besonders in Kneipen, Bars und Caf??s w?rde es zu erheblichen Umsatzeinbu?en kommen“, sagte die Hauptgesch?ftsf?hrerin des Deutschen Hotel- und Gastst?ttenverbands (DEHOGA), Ingrid Hartges. Die FDP sprach von Verlusten f?r die Gastwirte von bis zu 60 Prozent. Zahlreiche Arbeitspl?tze w?rden gef?hrdet, sagte der Parlamentarische Gesch?ftsf?hrer der FDP-Fraktion, Ernst Burgbacher.

So wie in Schottland/Gro?britannien, Irland, Ottawa, New York, Basel, Massachusetts, Norwegen, Schweden und Australien usw.?

So langsam k?nnte man mal kapieren, da? vielleicht ein paar Raucher wegbleiben, daber daf?r mehr als genug Nichtraucher kommen werden. Das kristallisiert sich inzwischen ?berall heraus, und die Ausreden, warum das in Deutschland nicht so sein sollte, werden d?mmer und d?mmer d?nner und d?nner.

Einen Beleg f?r die 60% ist die FDP selbstverst?ndlich schuldig geblieben.

Nachtrag 27.09.2006: Inzwischen liegt vom DKFZ eine Studie vor, die das ungepr?fte und peinliche Gejammer arroganter Lobbyschranzen sowie der Parteilautsprecher, die sich zu deren parlamentarischer Repr?sentation aufgeschwungen haben, rundum und fundiert widerlegt.

Laufende Nachtr?ge: Indiana, Italien, Montana

Kippe aus!

Netzeitung:

Der nieders?chsische Ministerpr?sident Christian Wulff (CDU) dagegen lehnte laut dem Bericht ein Rauchverbot in Gastst?tten ab: ?Der Staat sollte mit Verboten nicht ?berziehen.? Regelungen seien dort sinnvoll, wo Menschen zwangsweise zusammen sein m?ssten, etwa an Flugh?fen. ?Wo sie sich freiwillig aufhalten, sollte es zu freiwilligen Regelungen kommen?, sagte Wulff demnach.

Gut nachgedacht, Herr Wulff! Diese Argumentation h?tte selbstverst?ndlich zur Folge, da? jegliche gastgewerbebezogene Regelung und Gesetzgebung aufgehoben werden m??te. Also dann: Schnaps an Zw?lfj?hrige, Hygieneregelungen au?er Kraft usw. Bemerkenswert auch diese neue Linie im Hinblick auf Coffee-Shops nach Amsterdamer Vorbild. Und erst die Perspektiven f?r den Stra?enverkehr!

Man wei? ja in aller Regel, womit man zu rechnen hat, wenn ein Politiker den Mund aufmacht. Aber das ist der schwachsinnigste, d?mlichste, bl?deste, gequirlte Schei?dreck, den ich in letzter Zeit aus unberufenem Munde geh?rt habe. Erst nachdenken, und dann am besten ?fter mal die Klappe halten, Herr Wulff!

In meinem Bekanntenkreis gelte ich als ?u?erst besonnener, ruhiger und sachlich-hochrationaler Mensch. Es ist eine au?erordentliche Sonderleistung, mich zu einer derartigen Stellungnahme zu bewegen. Gl?ckwunsch!